Das Erbe der antiken Literatur ist uns materiell in spätantiken und mittelalterlichen Handschriften, aber auch auf Papyrus, als Inschriften und auf anderen Beschreibstoffen erhalten. Viele davon befinden sich auch in Sachsen und sind mittlerweile sehr gut digital erschlossen. 

Es lohnt sich, auch mit Schülern einmal einen Blick hineinzuwerfen! Hier finden Sie eine kleine Auswahl.

Mittelalterliche Handschriften der Universitätsbibliothek Leipzig 

Unter ihren fast sechs Millionen Bänden beherbergt die Bibliotheca Albertina in Leipzig auch mehr als 3000 mittelalterliche Handschriften, darunter viele Werke der antiken Literatur. Ein sehr schönes Beispiel für diese heimischen Schätze ist Ms Rep. I 1 aus dem 14. Jh. mit dem Geschichtswerk Ab urbe condita des T. Livius:

03 Rep. I 1 f. 2r Liv. 11 init. Sceenshot

Der Beginn der römischen Geschichte des T. Livius in der Leipziger Handschrift Ms Rep. I 1, f. 2r. Quelle: Universitätsbibliothek Leipzig

Digitale Sammlungen der Universitätsbibliothek Leipzig


Codex Sinaiticus

02 Codex Sinaiticus fol. 203v Mt 8.28. 2

Eine Seite aus dem Codex Sinaiticus mit dem Matthäusevangelium (Mt 8:28). Quelle: Wikimedia Commons

Der Codex Sinaiticus wurde in der Mitte des 4. Jahrhunderts angefertigt und enthält in griechischer Sprache die erste überlieferte vollständige Fassung des Neuen Testaments. Er wurde 1844 vom Leipziger Theologen und Philologen Konstantin von Tischendorf im Katharinenkloster am Berg Sinai entdeckt und von ihm 1846 in Teilen erstmals publiziert. Heute befinden sich einzelne Seiten in der Universitätsbibliothek Leipzig, in der British Library in London, in der Russischen Nationalbibliothek in St. Petersburg sowie immer noch im Katharinenkloster.

In einer einzigartigen gemeinsamen Forschungsinitiative ist es gelungen, die Einzelteile virtuell zusammenzuführen. Heute kann man das für die Überlieferung der Heiligen Schrift unschätzbar wertvolle Original vollständig betrachten:

Zur digitalen Rekonstruktion des Codex Sinaiticus


Papyrusprojekt

Gemeinsam mit anderen Forschungseinrichtungen hat die Universität Leipzig ihre umfangreiche Papyrussammlung in einer virtuellen Datenbank erschlossen. Dort kann man Papyri aus aller Welt finden und anschauen, darunter zum Beispiel auch dieses Fragment aus Ciceros zweiter Rede In Verrem (Verr. 2,2 = P.Iand.inv. 210):

01 P.land.inv. 210 Cic. Verr. 22

Die vordere Seite des Papyrusfragmentes P.land.inv. 210 mit einigen Zeilen aus Cicero, In Verrem 2,2. Quelle: Papyrusprojekt Halle-Leipzig

Homepage des Papyrusprojektes

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Papyrus Ebers

 

Der Papyrus Ebers ist ein absolutes Unikat, denn er stellt die die längste, schönste, wichtigste und als einzige komplett überlieferte Buchrolle aus der Antike dar. Er stammt aus dem letzten Viertel des 16. Jh. v. Chr. und hat eine Länge von 18,63 m. Der Text ist in Hieratisch von rechts nach links mit schwarzer und roter Tusche geschrieben und enthält ein Lehrbuch zur altägyptischen Heilkunde, das in 879 Einzeltexten ca. 80 Krankheitsbilder und deren Behandlung beschreibt. Damit bildet er die Hauptquelle des Wissens über die alte ägyptische Medizin.

Benannt ist der Papyrus Ebers nach seinem Entdecker und ersten Herausgeber, dem Leipziger Ägyptologen Georg Ebers (1837-1898), der ihn 1872/73 in Theben (Oberägypten) ankaufte. Seitdem befindet er sich im Eigentum der Universitätsbibliothek Leipzig.

Zur digitalen Rekonstruktion des Papyrus Ebers


Lateinische Handschriften in der Sächsischen Staats- und Landesbibliothek Dresden

Auch in Dresden befinden sich zahlreiche interessante und bereits digitalisierte Handschriftenbestände. Wer einmal Catull, Properz und Tibull in einem Buch des 14. Jh. anschauen möchte, kann das in dieser ausgezeichnet lesbaren Handschrift von 1350 (Mscr. Dresd .Dc.133) tun:

04 Mscr. Dresd.Dc.133 f. 1r. 2

Das erste Gedicht der Catulli Carmina, umrahmt von aufwendigen Miniaturen (Mscr. Dresd. Dc.133 f. 1r), Quelle: Sächsische Staats- und Landesbibliothek

Digitale Sammlungen der Sächsischen Staats- und Landesbibliothek


Mittelalterliche Handschriften in aller Welt 

Bibliotheken in aller Welt digitalisieren ihre Schätze und machen sie für jedermann zugänglich. Einige Beispiele zum Schnuppern finden sich hier:

05 Vat. lat. 3867 f. 14r Vergilius Romanus 2

Eine Abbildung des Dichters Vergil mit Schreibpult und Bücherkoffer (scrinium) am Beginn von Ekloge 6 (Vat. lat. 3867, f. 14r). Quelle: Wikipedia Commons

In der digitalen Sammlung der Biblioteca Apostolica Vaticana in Rom befindet sich der „Vergilius Romanus“, eines der ältesten erhaltenen Bücher aus dem 5. Jh. n.Chr. Das berühmte Manuskript enthält die Werke Vergils in einer Prachtausgabe mit Illustrationen, die unter anderem in mehreren Miniaturen den Dichter Vergil abbilden:

Zum „Vergilius Romanus“

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Die Biblioteca Ambrosiana in Milano präsentiert den Codex Ambrosianus, Petrarcas Handexemplar der Werke Vergils, mit einer prachtvollen allegorischen Darstellung des Dichters und seiner Werke als Frontispiz: 

06 Vergilius Ambrosianus A 79inf. f. 1v

Der Dichter Vergil, sein Kommentator Servius und Aeneas (v.r.n.l.) in Petrarcas Vergilkodex (Ambros. A79 inf., Ausschnitt aus dem Frontispiz ). Quelle: Veneranda Biblioteca Ambrosiana

Zum Vergilius Ambrosianus

Zu den digitalen Sammlungen der Biblioteca Ambrosiana


Das Schweizer Handschriftenportal e-codices erschließt über eine komfortable Suchmaske die Handschriftenbestände der Schweizer Bibliotheken, unter denen sich diese illuminierte Ausgabe der Metamorphosen des Ovid aus dem 14. Jh. befindet:

07 Bodm. 125 1r Ovid Met. 2

Darstellung des Autors am Beginn der Metamorphosen im Codex Bodm. 125, f. 1r. Quelle: e-codices 

Das Portal e-codices